Dienstag, 14. Oktober 2008

Gedicht - Das Urteil

Wäre er nicht gewesen
stünde ich heute nicht hier.
Mit verbundenen Händen,
in Verbrechermanier.

Der Richter fragt förmlich:
"Wer war dieser Mann?"
Die Klügste aller Fragen:
"Warum haben Sie's getan?"

Ich weiß nicht - aus Liebe?
Gelächter dringt durch den Saal,
Ein Mann im schwarzen Ornat
drängt mich zum Marterpfahl.

Ich versuche zu denken,
es war doch gut gemeint!
Versuche kläglich einzulenken
"Er hat so lange schon geweint".

Der Staatsanwalt voll Ungeduld
plädiert auf Mord - gewiß
ich hab ihn umgebracht,
aus Mitleid denke ich.

Ich tötete nur um zu helfen,
war er doch zum Sterben alt.
Der Richter spricht sein Urteil - "Schuldig",
ich merke nur, mir wird ganz kalt.

Applaus durchdringt der Leute
Geplauder, es ist vorbei.
Ich sitze in der alten Zelle,
mein Herz spricht mich vom Urteil frei.

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